Landtag-Online 02|2019
Erzieherberuf soll attraktiver werden
Ein Beitrag von: Waldschule Schwanewede (KGS)
Viele Eltern in Niedersachsen stehen vor einem Problem: Die berufliche Karriere soll mit der Gründung einer Familie vereinbart werden können.
Allerdings war es in der Vergangenheit immer schwierig und teuer an einen Kita-Platz zu kommen. Dank der Gebührenfreiheit, die im Sommer 2018 eingeführt wurde, herrscht Chancengleichheit. Trotzdem sind der Fachkräftemangel bei den Erzieherinnen und Erziehern sowie die häufigen Umorientierungen von Auszubildenden immer noch ein Hindernis. Ziel des Gesetzesantrages der Regierungsparteien SPD und CDU ist eine bessere Kinderbetreuung und die Förderung der frühkindlichen Bildung.

Der Gesetzentwurf der SPD und CDU aus dem Ressort von Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD), beinhaltet ein Stufenmodell zur Einführung einer dritten Fachkraft in der Krippe, die Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels und eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten für den Beruf der Erzieherin und des Erziehers. Außerdem soll eine Schulgeldfreiheit eingeführt werden, Fort- und Weiterbildungsangebote werden ausgebaut und Quereinsteigern sollen über verkürzte Ausbildungswege den Beruf ergreifen können.
Ulrich Watermann von der SPD betonte: „Niemand muss vor der Tür stehen bleiben“, womit er auf die Errungenschaft der Gebührenfreiheit eingeht. Kinder hätten zudem „das Recht auf eine ausgeschlafene Betreuung“, die von Erziehern ohne zusätzliche Nebenjobs gewährleistet werden muss. Watermann äußerte in seiner Ansprache an die Grünen einerseits Verständnis, andererseits bedauerte er, dass die von Seiten der Regierungsparteien angestrebte Zusammenarbeit wohl nicht stattfinden wird. Die Grünen sollen Mut zeigen und für den Antrag stimmen, so Watermann.
Grundsätzliche Kritik an der frühkindlichen Betreuung äußerte Harm Rykena (AfD). „Eltern sollen gar keine Bindung mehr zu ihren Kindern aufbauen“.
Eigenlob für das von der Regierungskoalition Erreichte gab es von Kai Seefried (CDU), denn „kritisieren kann man immer“. Das, was in den letzten Jahren im Bereich der Kindertagesstätten erreicht wurde, sei eine der größten familienpolitischen Errungenschaften im letzten Jahrzehnt. Man müsse im Hier und Heute denken und klare Antworten und Lösungen finden. Als Ziel nannte Seefried einen Betreuer pro neun Kinder (1:9). Die Forderung der Grünen eines Betreuungsschlüssels von 1:7 sei zwar löblich und gehe in die richtige Richtung, dieser sei jedoch weit weg von der Realität in den Kommunen. Er stehe für „sachgerechte Politik“ und möchte die Mindestanforderungen erreichen.
Anträge der Opposition abgelehnt
Mehr Betreuer, Beitragsfreiheit und eine bessere Ausbildungsvergütung – die Bildungsexpertin Julia Willie Hamburg (Bündnis 90/ Die Grünen) weist auf den dringenden Handlungsbedarf in den Kindertagesstätten hin. Die Grünen fordern hierzu in ihrem Antrag zur Gesetzesänderung über Tageseinrichtungen für Kinder deutlich mehr Fachkräfte für die Kita-Gruppen und Qualitätsverbesserungen für die frühkindliche Bildung. Seit 2009 bereits wurde ein Fehlbedarf an Erziehern festgestellt. Das Gehalt der Erzieher werde der großen Belastung und Verantwortung nicht gerecht, so die Kritik vieler Mitarbeiter in Kindertagesstätten in Niedersachsen. Doch was wird in der Politik dagegen unternommen? Nach Meinung von Grünen-Abgeordneten Hamburg gäbe es keine Veränderungen und genau dieser Punkt würde den Fachkräftemangel deutlich verstärken. Die frühkindliche Bildung sei bei der rot-schwarzen Koalition in „sehr schlechten Händen“. Die Absenkung von Ausbildungsstandards habe eine Berufsstandabwertung zur Folge.
Ähnlich äußerte sich die FDP. Der bildungspolitische Sprecher Björn Försterling appellierte an die Landesregierung, die Zeit der Sonntagsreden müsse vorbei sein. Es sollten nun Entscheidungen getroffen werden. Auch wenn geplant ist, die Schulgeldfreiheit für die Erzieher-Ausbildung einzuführen, hinterfragt Björn Försterling die Finanzierung: „Wo sind die klaren Regeln?“ wandte er sich an die Landesregierung. Ihm reiche eine Schulgeldfreiheit nicht aus, auch eine zufriedenstellende Ausbildungsvergütung sei notwendig. Diese sei besonders wichtig, um Beruf und Ausbildung attraktiver zu machen.
Redakteurinnen: Merle und Megan
erstellt am 27.02.2019