Landtag-Online 02|2019
„Statistik ist das eine, das Leben in der Schule das andere“ – Inklusion Thema im Landtag
Ein Beitrag von: Waldschule Schwanewede (KGS)
Ist die Inklusion wirklich gescheitert?
Eine Frage mit der sich der Niedersächsische Landtag auf Antrag der FDP in der Aktuellen Stunde heute beschäftigte.
Björn Försterling, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, ist der Meinung man müsse sich von der Vorstellung, jedes Kind erfolgreich inklusiv beschulen zu können, verabschieden.

Die Rahmenbedingungen für eine gute Förderung seien von Grund auf nicht gegeben. Die Klassen seien zu groß und es fehlten die dringend benötigten sozialpädagogischen Fachkräfte. „Statistik ist das eine, das Leben in der Schule das andere“, so Försterling. Er stellte nicht grundsätzlich das Modell der Inklusion in Frage, bemängelte jedoch, dass eine vernünftige Ausarbeitung der erforderlichen Rahmenbedingungen ausbleibe. Den Eltern von Kindern mit Förderbedarf solle zudem eine Wahlmöglichkeit zwischen Regel- und Förderschule erhalten bleiben.
Um bei der Debatte zur Inklusion weiterzukommen und sowohl quantitativ als auch qualitativ annehmbare Bedingungen zu schaffen, sei eine fachliche Expertise unabdingbar, meinte Stefan Politze (SPD). Seit 2016 gelten multiprofessionelle Teams als ein Lösungsansatz für die teils frustrierende und langsame Umsetzung der Inklusion. „Wir müssen Tempo aufnehmen“ forderte Julia Willie Hamburg von den Grünen. Je schneller umfassende Maßnahmen durchgesetzt werden, desto schneller könne eine Entlastung der Lehrkräfte erfolgen, die mit der Inklusionsaufgabe überfordert seien. Der Förderbedarf an den Schulen sei seit langer Zeit absehbar, diesem müsse man aber so bald wie möglich gerecht werden, sodass die Kinder mit gutem Gewissen inklusiv beschult werden können.
Der AfD-Abgeordnete Harm Rykena stellte fest, die Inklusion sei eine Utopie. Sie höre sich vielleicht schön an, aber auf den Versuch einer Verwirklichung folgten nur weitere Katastrophen. Seiner Meinung nach sei die Inklusion bereits gescheitert. Dies müsse endlich akzeptiert werden. Mit der Frage „Wie viel Euro wollen sie noch in das Fass ohne Boden schütten?“ richtete er sich an SPD und Grüne, die er als Realitätsverweigerer bezeichnete.
Von diesen Aussagen zeigte sich der Kultusminister Grant Hendrik Tonne „zutiefst beschämt“. Natürlich sei noch lange nicht alles gut, erwiderte er. Es bestehe landesweit ein vergleichbar gutes Angebot an sozialpädagogischer Unterstützung für förderbedürftige Kinder. Die Lehrkräfte wenden sich mit einer klaren Erwartungshaltung an die Landesregierung; dies erfordert eine durchdachte Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen in Bezug auf die multiprofessionellen Teams. Solange die Regierung sich bewusst und mit Überzeugung der Herausforderung stellt, würde die Inklusion zunehmend gelingen. Die „Inklusion ist ein Menschenrecht“ betonte der Kultusminister und sei ein Signal des guten Miteinanders.
Redakteurin: Merle
erstellt am 28.02.2019