Landtag-Online 02|2019
Von krummen Möhren und Milchtankstellen
Ein Beitrag von: Waldschule Schwanewede (KGS)
Immer mehr Betriebe in Niedersachsen können sich nicht mehr halten.
Viele der 27 000 landwirtschaftlichen Betriebe, die in den letzten 17 Jahren aufgeben mussten, seien strukturell benachteiligt gewesen.
Der Landtag beschäftigte sich daher am ersten Plenartag mit einem Antrag der Regierungsfraktion zur Förderung und Unterstützung regionaler und direkter Vermarktung in Niedersachsen.
Betriebe, mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von unter 100 ha seien um 51,2% zurückgegangen, Betriebe mit einer Fläche unter 5 ha um 82%. Zugleich habe sich die Anzahl derjenigen mit einer genutzten Fläche von über 100 ha mehr als verdoppelt. Gründe für diese strukturelle Veränderung sind hohe Anforderungen wie der Schutz des Tierwohls, des Grundwassers, des Bodens oder der tierischen Vielfalt, die auch an die kleinen Betriebe gestellt werden. Diese haben auf Dauer geringere Chancen sich ökonomisch zu entwickeln und seien durch begrenzte Vermarktungsmöglichkeiten und Arbeitsabläufe eingeschränkt.
Die SPD-Abgeordnete Thordies Hanisch hebt hervor, dass regionale Vertriebsgemeinschaften explizit die kleinen Betriebe und implizit die Region stärken. Es gilt diese Zusammenschlüsse zu stärken, um die Vernetzung und den Austausch zwischen Landwirten zu gewährleisten, so Hanisch. Durch Direktvermarktung erhöhe die finanziellen Erträge der Kleinbetriebe. Zudem würden Hofläden oder Automaten-Direktvertriebe wie Milchtankstellen, der Lebensmittelverschwendung, wie wir sie jetzt erleben, entgegenwirken. Dem Konsumenten, der vom regionalen Betrieb seine Möhren kauft, sei es egal, wenn sie nicht der Lebensmittelklasse 1a entsprechen – im Gegenteil, er amüsiere sich, wenn sie eine eigentümliche Form haben, denn in den Lebensmitteln stecke schlussendlich genauso viel Energie. Spannend für die SPD ist zudem die direkte Vermarktung über das Internet. Hier sei sichtbar, woher die Lebensmittel stammen und die Landwirte können ihre Preise selbst bestimmen.

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist der Meinung, der Erfolg sei letztendlich vom Verhalten des Konsumenten abhängig, ob die billigsten Angebote im Supermarkt oder bewusst regionale Erzeugnisse gekauft werden. Dies äußerte er im Gespräch mit der n-21-Online-Redaktion.
Die Fraktion der CDU betont, dass man auf die „Leistung unserer hoch engagierten Bäuerinnen und Bauern” stolz sein müsse. Mit dieser Reform versuche man, der hohen wirtschaftlichen Belastung der kleinen Betriebe und dem Wettbewerbsdruck entgegenzuwirken. Die Motivation für den Antrag ist, die potenzielle Nachfrage nach regionalen Produkten zu stärken. Die CDU-Landtagsabgeordnete Anette Meyer zu Strohen betont: „Diese Entwicklung wollen wir unterstützen und fördern, indem wir kleine Betriebe beim Aufbau neuer Vermarktungswege beraten und auch bei Rechtsfragen zur Verfügung stehen. Regionale Direktvermarktung stärke die Region und sichere den Erhalt von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum.”
Redakteur: Jakob
erstellt am 01.03.2019