Landtag-Online 11|2019
Überwachter Unterrichtsausfall – Systementlastung oder Lehrerstress?
Ein Beitrag von: Wilhelm-Röpke-Schule - KGS Schwarmstedt
Jeder Schüler kann davon erzählen: Der Unterrichtsausfall in niedersächsischen Schulen ist ein Problem.
„Die realen Zahlen von Unterrichtsausfall werden nicht erfasst. Es gibt hier keine Transparenz“, so der AfD-Abgeordnete Harm Rykena, der Mitglied des Kultusausschusses ist. Die verpflichtende Dokumentation, welche die AfD am Donnerstag vorschlug, soll zur „Aufklärung dienen”, da die Lehrerressourcen knapp seien.
Die Presse verbreite einen Wert von 4% Unterrichtsausfall, erläutert Rykena. Er will genauere Daten zum Unterrichtsausfall. „Vielleicht aber, Herr Minister Tonne, wollen Sie es gar nicht so genau wissen“, unterstellt der schulpolitische Sprecher der AfD-Fraktion dem Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).
Schul-Experte Björn Försterling (FDP) geht noch einen Schritt weiter. Mithilfe einer modernisierten Schulverwaltungssoftware sollen weitere Informationen erhoben werden, zum Beispiel die Gründe des Ausfalls und ob der Unterricht vertreten wird und wie. Er erwähnt, dass die FDP bereits vor drei Jahren ein ähnliches Anliegen hatte. Die AfD habe sich seitdem durch die Pressemitteilungen der FDP durchgearbeitet „Sie haben ja noch ein paar Jahre, um aufzuholen“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP in Richtung AfD.
Julia Willie Hamburg (Bündnis 90/Die Grünen) fordert von der AfD, ernsthafte Impulse zur Verbesserung der Schulqualität zu geben, „statt symbolpolitische, reflexhafte Anträge zu stellen und bei anderen Fraktionen abzuschreiben“. Es gebe derzeit eine umfangreiche Unterrichtsversorgungsstatistik, jedoch fehlten zu viele Lehrkräfte. In Zeiten des Fachkräftemangels ginge es um Entlastung von Lehrerinnen und Lehrern.
André Bock (CDU) weist darauf hin, dass es bereits mehrere Maßnahmen der Landesregierung, wie beispielsweise einen 11-Punkte-Plan zur Entlastung von Schulen und Lehrkräften gebe. Die Unterrichtsversorgung sei bereits das zweite Jahr in Folge angestiegen. „Allein im Jahr 2019 ist es uns gelungen, 800 neue Lehrkräfte einzustellen“, stellt Bock fest. Sein Ziel sei die Entlastung der Lehrkräfte und eine ausgewogene Unterrichtsversorgung; die Erfassung von Unterrichtsausfall würde dem entgegen stehen.
Diesen Ausführungen pflichtet abschließend auch der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) bei: Der AfD-Antrag sei „ein Beitrag für mehr Belastung und für mehr Bürokratie in Schulen“. Er möchte in Lehrerstellen und Unterrichtsversorgung investieren und sei nicht bereit, Ressourcen für mehr Bürokratie aufzubringen.
erstellt am 21.11.2019